Anzeige

Gartenschaufeeling – „Riesenchance“ für Wassertrüdingen

Ein sichtlich gut gelaunter Ministerpräsident Markus Söder hat bei Kaiserwetter die Landesgartenschau in Wassertrüdingen (Landkreis Ansbach) eröffnet

1. Bürgermeister von Wassertrüdingen Stefan Ultsch

Im letzten halben Jahr war die Begeisterung endgültig auf die Einwohner Wassertrüdingens übergesprungen. Bis zuletzt hat man überall Menschen gesehen, die etwas renoviert, gestrichen oder gepflanzt haben. Es ist ein richtiges „Gartenschaufeeling“ in der Stadt ausgebrochen. Bürgermeister Stefan Ultsch (SPD) erinnert sich aber auch an schwierige Phasen in den letzten acht Jahren, seit die kleine Stadt im Süden des Landkreises Ansbach den Zuschlag für die sogenannte „kleine Gartenschau“ bekommen hat. „Da kam ich schon ins Grübeln, ob alles rechtzeitig fertig wird“, sagt er bei der Eröffnung grinsend. „Ja, wir sind rechtzeitig fertig geworden.“ Der Bürgermeister freut sich vor allem über die langfristigen Investitionen für die Stadt. „Die Altstadt ist wiederbelebt worden, wir haben einen Hochwasserschutz bekommen und die Landschaft wurde verschönert.“ Erst in vielen Jahren werde man realisieren, was die Gartenschau der gesamten Region gebracht habe.

Auch für Markus Söder ist die Gartenschau eine „Superchance“ für Wassertrüdingen. Als ehemaliger Umweltminister habe er schon viele Gartenschauen eröffnet. „Das Konzept hat sich total verändert. Früher wurden ein paar große Blumenfelder für ein halbes Jahr angelegt, soweit das Auge reichte. Da dachte man, man ist in Holland“, so der Ministerpräsident in Frotzellaune. „Heute steckt ein langfristiges Konzept dahinter, ein Mehrwert für die Einheimischen.“ Der Freistaat dürfe nicht nur etwas für die großen Städte tun, daneben müsse auch der ländliche Raum gestärkt werden. „Nürnberg ist schon gut, jetzt müssen wir Westmittelfranken auch noch stärken.“

Der Ministerpräsident griff in seiner Rede den Volksentscheid für die Bienen auf. „Die Gartenschau sensibilisiere die Menschen auch für den Umweltschutz. Egal, was man philosophiert, es ist Aufgabe der jetzigen Generation etwas für den Umweltschutz tun“, so Söder und er plädierte auch dafür, das Bewusstsein für den ländlichen Raum in den Schulen zu stärken, damit die Kinder lernen, wo die Nahrungsmittel entstehen. „Da gibt es Vorstellungen, die sind jenseits von Allem“, sagte der Ministerpräsident kopfschüttelnd.

Ministerpräsident Markus Söder, Umweltminister Thorsten Glauber und 1. Bürgermeister Stefan Ultsch (v.r.)

Die anfängliche Zurückhaltung für die Gartenschau auch bei der Wassertrüdinger Bevölkerung kommentierte Söder mit, „der Franke ist voller Energie und Neugier – aber er kann es nur sparsam zeigen.“ Doch bereits vor der Eröffnung wurden 6.000 Dauerkarten verkauft – so viele, wie Wassertrüdingen Einwohner hat.

Neben dem Landkreis Ansbach unterstützen auch die Kreise Gunzenhausen-Weißenburg und Donau-Ries die Gartenschau. Politiker dem Ries sind sogar mit einem Sonderzug angereist. Zwar wird die Strecke erst 2024 wiedereröffnet, doch zur Gartenschau verkehren an den Wochenenden Sonderzüge aus Nürnberg und Nördlingen.

Die Randlage bringt Wassertrüdingen immer wieder einige Nachteile, etwa bei Verbindungen im Öffentlichen Nahverkehr. Doch mit der Gartenschau soll sich das ändern – die Stadt setzt auf langfristige Effekte. Zwei Pflichtaufgaben aus der Vergangenheit konnten so städtebaulich ansprechend umgesetzt werden. Da ist zum einen der Hochwasserschutz. „Wassertrüdingen ist schon immer von der Wörnitz geprägt“, erinnert Peter Schubert, einer der beiden Geschäftsführer der Gartenschau. Oft sind im Frühjahr ganze Straßenzüge überschwemmt gewesen, auch ohne Jahrhunderthochwasser. Anstatt einer stupiden Schutzmauer hat die Stadt nun einen schönen Park mit einem großen Deich bekommen, der zugleich ein Naherholungsgebiet ist. Auf der anderen Seite der Stadt wurde eine ehemalige Bauschuttdeponie in ein Naherholungsgebiet umgestaltet, anstatt sie einfach nur zu versiegeln. So ist die Stadt mit gut 6.000 Einwohnern durch die Gartenschau von zwei Parkanlagen umgeben. Dazwischen hat sich auch viel getan. Peter Schubert stellt fest, dass mehr privat gebaut wurde und die Stadt zum Leben attraktiver geworden ist. Auch beim Leerstandmanagement in der Innenstadt hat sich einiges getan und die Altstadt wurde belebt. Viele Wege und kleine Parks mit Spielplätzen sind entstanden, alles ist behindertengerecht ausgebaut. Insgesamt wurde auf einer Fläche von 14 Hektar 8,6 Millonen Euro investiert, 80 Prozent wurden vom Freistaat Bayern gefördert. Bis zum 8. September ist die Gartenschau geöffnet.