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Letzte Fastenpredigt an St. Laurentius in Neuendettelsau

Freiräume für „Herzenstaten“ schaffen

„Diakonie zwischen Anspruch und Markt – ist Nächstenliebe berechenbar?“ Mit diesem Thema war die letzte Fastenpredigt in der diesjährigen Passionszeit an St. Laurentius in Neuendettelsau überschrieben. Gehalten hat die Predigt der Direktor des Diakoniewissenschaftlichen Instituts der Universität Heidelberg, Prof. Dr. Johannes Eurich.

„Die Diakonie muss das Berechnen der Nächstenliebe beherrschen, um der Menschen willen, die bei ihr Unterstützung erhalten und ebenso um derer willen, die bei ihr arbeiten“, so Prof. Eurich. Ohne eine exzellente Betriebswirtschaft gehe man in der heutigen Sozialwirtschaft unter. Die Diakonie sei Teil eines umkämpften Sozialmarktes und letztlich gelte, dass durch Geld viel Gutes bewirkt werden könne.

Doch gelte es, so der Heidelberger Institutsleiter, den „Freiraum für die Herzenstat“ zu bewahren; den Freiraum für Mitarbeitende zu schaffen, dass sie „Herzenstaten“ begehen können. Die Tatsache, gut rechnen zu können, dürfe die Diakonie nicht bestimmen. Es gehe darum, Leben zu unterstützen, Liebe zu üben, etwas Gutes in der Welt im Geist der Nächstenliebe zu bewirken.

Damit diese „Nächstenliebe“ bei den Mitarbeitenden von innen heraus komme, würden entsprechende Bedingungen benötigt. „Deshalb sind bewusst gestaltete Orte zum Auftanken, zur Vergewisserung, zur Glaubensstärkung, zum Lob und zur Fürbitte wichtig“, sagte Eurich. Gottesdienste, Andachten, spirituelle Einkehr, Räume der Stille seien notwendig, damit Mitarbeitende in der Diakonie „rückbesinnen können auf die Quellen, aus denen sie leben“.

Das Eigentliche der Diakonie zwischen Anspruch und Markt sei, so der Heidelberger Professor, nicht nur professionell gute Arbeit zu machen, „sondern die Offenheit für einen Menschen in dem Getriebe des Alltags wach zu halten, die Fragen hinter den Fragen zu hören, eine wirkliche Begegnung, eine Beziehung aufzunehmen“. Letztlich gehe es darum, hintern allen Routinen und Standards den einzelnen Menschen zu sehen.

Im anschließenden Predigtnachgespräch im Mutterhaus wurde auch seitens des Vorstandsvorsitzenden der Diakonie Neuendettelsau, Rektor Dr. Mathias Hartmann, betont, wie wichtig es sei, für Mitarbeitende „Räume für gelebte Spiritualität und Fortbildung“ zu schaffen. Dies werde von dem Neuendettelsauer Werk gezielt gefördert, auch wenn es von den Kostenträgern keine Refinanzierung dafür gebe.

Quelle: Evang.-Luth. Diakoniewerk Neuendettelsau