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Traum und Traumata, Auge um Auge

Ein Besuch bei den Proben von „Der Sandmann"

Das passt ja wie die Faust aufs Auge. Montagabend – eigentlich kann ich kaum die Augen offenhalten, doch habe ich ins Auge gefasst, ja mir selbst aufs Auge gedrückt, der Theaterprobe von „Der Sandmann“ beizuwohnen. Also Augen auf und durch und in die Brünnleinswiese zur Probe, schließlich ist es ja sonst andersrum: Der Sandmann kommt.

Unter den strengen Augen von Dr. Susanne Schulz (Regie), die ihre Schauspieler keine Sekunde aus den Augen lässt, werde ich Augenzeuge, wie Nathanael sehenden Auges ein Auge riskiert und auf die schöne Olimpia wirft, was wiederum seiner Verlobten Clara ein Dorn im Auge ist, ihr aber die Augen gehörig öffnet. Und dann traue ich meinen Augen kaum, als mir ein Mädchen im Schlafanzug ins Auge fällt.

Komposition unter vier Augen

Apropos Hören: Beim Sandmann gibt es nicht nur was auf die Augen, sondern auch auf die Ohren. Schauspieler und musikalischer Leiter Hartmut Scheyhing hat zusammen mit der jungen Ansbacher Sängerin und Songwriterin Lys Jane eine Traumaturgie komponiert. Die beiden kannten sich vorher nicht, das hätte also auch ins Auge gehen können… Doch die beiden treffen sich auf Augenhöhe, und was ich so hören durfte, kann sich hören lassen. Eure Ohren werden Augen machen! Und dabei bleibt kein Auge trocken.

Für die hübsche Lys ist es übrigens ihr Schauspieldebüt. Wir werden sie im Auge behalten.

Den Sandmann – auch in seiner Verniedlichungsform Sandmännchen – sehe ich nun mit ganz anderen Augen; und trotzdem oder gerade deshalb liebäugle ich mit dem Premierenbesuch. Keine leichte Kost, aber das Auge isst mit!

Und auch Euer Augenmerk möchte ich auf das neue Stück im Theater Ansbach lenken:

Jeder, für den 19:30 Uhr noch nicht nachtschlafende Zeit ist, sollte ins Auge fassen, mal wieder ins Theater zu gehen. Also packt Mann, Frau, Kind usw. ein, schließlich sehen vier Augen bekanntlich mehr als zwei.

Wir hoffen sehr, dass „Der Sandmann“ Gnade vor den Augen der Besucher finden wird…

Theater ist Kunst, und ob sie gefällt, liegt im Auge des Betrachters.

Wem das zu viele Wortspiele mit „Auge“ waren, möge selbiges zudrücken.

„Das ist ein böser Mann, der kommt zu den Kindern, wenn sie nicht zu Bett gehen wollen und wirft ihnen Händevoll Sand in die Augen, dass sie blutig zum Kopf herausspringen, die wirft er dann in den Sack und trägt sie in den Halbmond zur Atzung für seine Kinderchen; die sitzen dort im Nest und haben krumme Schnäbel, wie die Eulen, damit picken sie der unartigen Menschenkindlein Augen auf.“ (aus Der Sandmann, E.T.A. Hoffmann)

Augen auf, Vorhang auf, das sind die Termine:

  • Samstag, 20.10.2018 – 19:30 Uhr Theater Ansbach – Großes Haus
  • Donnerstag, 25.10.2018 – 19:30 Uhr Theater Ansbach – Großes Haus
  • Dienstag, 30.10.2018 – 19:30 Uhr Theater Ansbach – Großes Haus
  • Dienstag, 06.11.2018 – 19:30 Uhr Theater Ansbach – Großes Haus
  • Samstag, 17.11.2018 – 19:30 Uhr Theater Ansbach – Großes Haus
  • Samstag, 26.01.2019 – 19:30 Uhr Theater Ansbach – Großes Haus
  • Mittwoch, 30.01.2019 – 19:30 Uhr Theater Ansbach – Großes Haus
  • Donnerstag, 31.01.2019 – 19:30 Uhr Theater Ansbach – Großes Haus

Und nicht verwechseln: Das Sandmännchen kommt kurz vor 19 Uhr, der Sandmann um 19:30 Uhr

Der Inhalt

Als Kind wurde Nathanael Zeuge, wie sein Vater bei einem missglückten Experiment zu Tode kam. Der damals ebenfalls anwesende Advokat Coppelius verschmolz in der Vorstellung des traumatisierten Jungen mit dem furchteinflößenden Sandmann – einem Monster, das Kindern die Augen ausreißt. Als Student glaubt Nathanael, im Wetterglashändler Coppola eben jenen Coppelius wiederzuerkennen.

Von wegen aus den Augen aus dem Sinn…

Diese verstörende Begegnung führt zu einer zunehmenden Verfinsterung des Gemüts des jungen Mannes und zur Entfremdung von seiner Verlobten Clara.
E.T.A. Hoffmanns Schauererzählung „Der Sandmann“ aus dem Jahr 1816 zählt zu den bekanntesten Werken der Schwarzen Romantik, die sich dem Irrationalen, dem Wahnsinn und dem Bösen an sich widmet. Die Leipziger Dramatikerin Friederike Köpf interpretiert in ihrer neuesten Arbeit die phantastischen Motive aus Hoffmanns Werk mit einem modernen Blick, der sich an die Sehgewohnheiten aus heutigen Mysterythrillern anlehnt.

Das Dream-Team

Friederike Köpf nach E.T.A. Hoffmann: „Der Sandmann – Im Bann der tausend Augen“

  • Inszenierung: Dr. Susanne Schulz
  • Bühne und Kostüme: Jan Hax Halama
  • Musikalische Leitung: Hartmut Scheyhing
  • Nathanael, Student: Sergej Czepurnyi
  • Olimpia: Lys Jane
  • Nathanaels Vater / Prof. lgnazio Spalanzani / Geheimbundmann: Hartmut Scheyhing
  • Coppelius / Coppola / Doktor C.: Andreas Peer
  • Rufus, Nathanaels Freund: Gerald Leiss
  • Clara, Nathanaels Verlobte: Anna Mariani
  • Nathanaels Mutter / Traumfiguren: Claudia Dölker
  • (Stimme) Kind / Kind: Nina Buchmann