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Kundennähe macht den Unterschied

Das Unternehmerinterview mit Klaus Schülein

Die REHARTGROUP mit Sitz in Ehingen am Hesselberg bietet hochwertigen Verschleißschutz, Maschinen für die Grob- und Feinkeramik, Produkte für die Abwassertechnik und Anlagen zur Erzeugung von erneuerbarer Energie aus Wasserkraft. Beste Qualität und optimale Kundenbetreuung bei fairen Preisen ist die Firmenphilosophie. Dazu belegen zahlreiche Patente und Gebrauchsmuster die Innovationskraft der REHARTGROUP. Klaus Schülein hatte das Unternehmen 1983 als „Zwei-Mann-Firma“ gegründet, heute beschäftigt es 110 Mitarbeiter und erzielt einen Jahresumsatz von rund 18 Millionen Euro. Nach einem sehr erfolgreichen Jahr haben wir mit Gesellschafter und Geschäftsführer Klaus Schülein gesprochen.

Der Hauptsitz von Rehart in Ehingen

Magazin: „Mit dem Beschichten von Verschleißteilen sind Sie in einer Nische erfolgreich. Wie sind Sie auf diese Idee gekommen?“

Klaus Schülein: „Durch meinen damaligen Arbeitgeber kam ich mit der Ziegelindustrie in Berührung und bin auf ein Problem gestoßen, mit dem alle zu kämpfen hatten. Maschinen zur Ziegelproduktion werden sehr stark beansprucht und viele Bauteile unterliegen einem hohen Verschleiß. Diese Verschleißteile mussten schon nach wenigen Einsatzwochen verschrottet werden. Meine Idee war, diese Teile aus einem Material herzustellen, das man aufarbeiten, sprich regenerieren kann. Dabei kommen hochverschleißfeste Werkstoffe zum Einsatz, die die Lebensdauer der Verschleißteile deutlich erhöhen und nach entsprechender Abnutzung wieder neu aufgetragen werden können. Bis zu zehn Mal kann so ein Bauteil mit unserer Technologie regeneriert werden – das spart Rohstoffe, weil nur die Beschichtung erneuert werden muss. In der Anfangszeit habe ich die Teile selbst beschichtet, wofür meine Ausbildung zum Landmaschinenmechaniker eine wichtige Grundlage war. Zusätzlich war mir immer die Nähe zum Kunden sehr wichtig, was ein entscheidender Baustein zum Erfolg der REHARTGROUP ist. Ich habe am Anfang  jeden Kunden persönlich besucht und bin auf die Bedürfnisse zu 100 Prozent eingegangen. Um sie von meiner neuen Technik zu überzeugen, hab ich mir die Bauteile mit dem größten Verschleiß zum Beschichten geben lassen. Der Erfolg hat mir Recht gegeben. Verschleißteile, die vorher nach wenigen Wochen im Einsatz getauscht werden mussten, hielten mit unserer Beschichtung eine ganze Saison. Damit konnten die Ziegelhersteller durchgängig produzieren und für uns ging es steil bergauf.“

Magazin: „Warum ist nicht schon früher jemand auf die Idee mit dem Beschichten gekommen?“

Klaus Schülein: „Es gab zu dieser Zeit noch ein weiteres Unternehmen, das Versuche in dieser Richtung unternommen hat. Letztlich wurde dort aber nie die notwendige Qualität erreicht. Um eine optimale Qualität liefern zu können, habe ich immer sehr eng mit den Herstellern von Schweißzusatzwerkstoffen zusammengearbeitet. Hier wurden sogar immer wieder eigene Rezepturen für mich entwickelt. So konnte ich die Anforderungen der Kunden bereits bei der Materialauswahl einfließen lassen. Wir ruhen uns auch nicht auf den erreichten Erfolgen aus. Aktuell befinden wir uns in der Testphase für ein neues Produkt, das Mitte nächsten Jahres auf den Markt kommen wird. Damit verschaffen wir uns einen weiteren Wettbewerbsvorteil gegenüber unseren Konkurrenten in der Beschichtungstechnik – die es natürlich mittlerweile gibt. Ein Alleinstellungsmerkmal in der Branche ist unser Abhol- und Lieferservice. Früher war ich selbst mit dem PKW-Anhänger unterwegs, heute habe ich Mitarbeiter, die diese Aufgabe übernehmen, aber der Service ist der gleiche geblieben. Auf Wunsch holen wir verschlissene Teile bei unseren Kunden ab und liefern diese auch wieder aus. Der enge Kontakt zum Kunden ist uns auch hier sehr wichtig. Bei einer internationalen Kundenumfrage einer Fachzeitschrift der Ziegelindustrie sind wir im vergangenen Jahr im Bereich Service auf Platz 3 gewählt worden – eine schöne Bestätigung unserer Arbeit und unserer Philosophie“

„Vertrauensbildende Maßnahmen sind heute immer noch sehr wichtig“

Magazin: „Sie bauen auch Maschinen für die Ziegelindustrie – ist es wichtig, dieses Segment auch mit zu bedienen?“

Klaus Schülein: „Jede Maschine, die wir verkaufen, generiert über deren Verschleiß- und Ersatzteile weiteren Umsatz für uns – in fünf Jahren entspricht das in Summe etwa dem Anschaffungspreis. Würden wir aufhören Maschinen zu bauen, wäre in den folgenden Jahren mit einem spürbaren Einbruch im Verschleiß- und Ersatzteilgeschäft zu rechnen. Unsere Verschleißschutztechnik fließt natürlich auch in unsere Maschinen mit ein, was uns wiederum von der Konkurrenz abhebt. So sind wir beispielsweise zum Thema ‚Optimierung von Extrudern‘ gekommen. Viele Maschinenhersteller haben sich wenig mit den Problemen der Kunden beschäftigt. Das Herzstück eines Extruders – also einer Presse zur Ziegelherstellung – ist die Pressschnecke und die Auskleidung des Presszylinders. Damit ein gleichmäßiger Druck aufgebaut wird, ist hier ein optimales Zusammenspiel der Komponenten nötig. In vielen Versuchen und im engen Kontakt mit Kunden haben wir die Bauteile im Lauf der Jahre immer weiter optimiert. In einem Beispielprojekt konnten wir so bei einer Maschine eine Energieeinsparung von 30 Prozent erreichen, und das bei einer Leistungssteigerung von 10 Prozent. Dazu produziert der Extruder noch deutlich weniger Ausschuss. Ein Erfolg auf ganzer Linie – für uns und für unseren Kunden.“

Magazin: „Das bedeutet, Ihre Kundennähe ist Ihr Erfolgsrezept?“

Klaus Schülein: „Unser Gesamtkonzept überzeugt zu 100 Prozent, woraus eine hohe Zufriedenheit und Treue folgt. Nicht jedes Dumpingangebot aus einem Niedriglohnland zieht unsere Kundschaft ab. In Krisenzeiten kommt es natürlich vor, dass ein Kunde mehr auf den Preis als auf die Leistung achtet. Aber aktuell steht der Preis nicht im Vordergrund. Viel wichtiger ist die Produktionssicherheit, die unsere Produkte und Anlagen bieten, sowie die bereits erwähnte Kundennähe. Unsere Kunden wissen, dass wir bei Problemen zur Stelle sind und die nötige Hilfe bieten. Nach diesem Interview fahre ich zu einer Tagung nach Würzburg, dort treffe ich langjährige Kunden und knüpfe auch immer wieder neue und wichtige Kontakte. Solche Treffen wirken zusätzlich als vertrauensbildende Maßnahmen, die immer noch sehr wichtig sind.“

Magazin: „Nutzen Sie noch andere Netzwerkmöglichkeiten, etwa neue Medien?“

Klaus Schülein: „Wir betreiben eine umfangreiche Internetseite, die intensiv genutzt wird. Viele Besucher interessieren sich besonders für den Bereich Wasserkraft, also REHARTPOWER. Erst vor kurzem haben wir Verträge mit Unternehmen in Japan und Chile geschlossen, die unsere Wasserkraftanlagen vor Ort vertreiben wollen. Auf Nachfrage erfuhren wir, dass diese Kontakte über unsere Webseiten entstanden sind. Unsere jetzigen Partner hatten recherchiert, welche Unternehmen in diesem Bereich aktiv sind, sich verschiedene vor Ort angeschaut und wir konnten mit unserem Know-how überzeugen. Facebook nutzen wir ebenfalls, vor allem zur Mitarbeitersuche. Auf eine unserer letzten Zeitungsannoncen kam zum Beispiel keine Rückmeldung. Nach Veröffentlichung der Stelle auf Facebook erhielten wir drei Bewerbungen.“

Magazin: „Mit der erwähnten Wasserkraft haben Sie noch ein weiteres Standbein – ist das notwendig?“

Klaus Schülein: „Immerhin hat REHARTPOWER bereits 120 Wasserkraftanlagen gebaut, trotzdem ist es ein extrem schwieriger Markt. Genehmigungen dauern gerade in Deutschland nicht selten zehn Jahre und es herrscht ein großer Preiskampf. Wir waren vor etwa 15 Jahren mit dieser Technik die zweiten am Markt, kurz darauf teilten sich zehn Unternehmen den europäischen Markt. Mittlerweile sind wir in Deutschland die einzigen, den Hype im Fahrwasser der Energiewende hat sonst keiner überlebt. Wegen dieses und anderer Standbeine, etwa der Abwassertechnik, haben wir durchhalten können. Umgekehrt hat uns in der Bankenkrise 2008 die Wasserkraft geholfen. Bei 13 Prozent Einbruch im Ersatzteilgeschäft und 50 Prozent im Maschinen- und Anlagenbau, war die Wasserkraft eine sehr wichtige Stütze. Die Abwassertechnik ist ein relativ krisensicheres Geschäft, hier sehe ich großes Potenzial. Gerade in unserer Region stehen einige Investitionen an, wo wir gerne mit unseren Produkten und Leistungen überzeugen wollen.“

Magazin: „Wie sehen Sie als Unternehmer die Politik in Deutschland? Ist sie überhaupt noch berechenbar?“

Klaus Schülein: „Gerade in Bezug auf die Wasserkraft ist die Politik eigentlich überhaupt nicht berechenbar. Wir kämpfen hier mit mangelndem Fachwissen bei Entscheidungsträgern und einem starken Lobbyismus seitens der Fischereibehörde. Leider fehlen klare Vor-gaben. Aufgrund von Forschungsergebnissen und vor-liegenden Fakten müsste in Abwägungsprozessen die Wasserkraft immer den Vorrang erhalten, was aber leider selten der Fall ist. Als Mittelständler leiden wir auch unter einer Ungleichbehandlung gegenüber großen Konzernen. Die lokale Infrastruktur wird gerne in Anspruch genommen, aber häufig werden von Großunternehmen Schlupflöcher genutzt, um sich vor Ort der Steuerpflicht zu entziehen. Hier muss meiner Meinung nach die Politik für mehr Gerechtigkeit sorgen.“

Magazin: „Was halten Sie vom Mindestlohn?“

Klaus Schülein: „Ich wundere mich, dass man beim aktuellen Arbeitskräftemangel überhaupt über den Mindestlohn sprechen muss. Dafür würden wir beispielsweise keinen Schweißer mehr bekommen, unser Lohnniveau lag schon immer über dem Mindestlohn. Zusätzlich macht unser Arbeitszeitmodell ohne Schichtarbeit die REHARTGROUP für die Menschen attraktiv.“

Magazin: „Wie kommen Sie an Fachkräfte und Auszubildende?“

Klaus Schülein: „Wir sind natürlich bei den regionalen Ausbildungsbörsen vertreten und engagieren uns auch bei den MINT-Tagen an der Realschule in Wassertrüdingen. Dazu machen viele Schüler bei uns ein Betriebspraktikum, um einen Einblick in das Berufsleben zu bekommen. Früher lief das eher nebenbei, heute haben wir eine Mitarbeiterin, die sich um Praktikanten und Auszubildende kümmert, sie in den Betrieb und die Abläufe einführt und ständige Ansprechpartnerin für die jungen Menschen ist. Für Schüler haben wir die Praktika neu konzipiert, was sehr gut ankommt. Während ihres Praktikums bauen sie einen Stiftebecher. Dazu schweißen sie eine Naht, bohren, schleifen und können am Ende ihr fertiges Produkt mit nach Hause nehmen. Außerdem bieten wir für Studenten, etwa aus Ansbach oder Triesdorf, Praktikumsplätze und haben auf diesem Weg in den letzten Jahren schon einige Ingenieure gefunden, die nach ihrem Studium bei uns einen Arbeitsplatz bekommen haben. Ich stelle übrigens zunehmend fest, dass junge Menschen, die hier in der Region aufgewachsen sind, nach einem Studium gern wieder hier leben und arbeiten wollen. Gute und sichere Arbeitsplätze in der Region sind deshalb ein wichtiger Beitrag, damit junge Leute nicht in die Ballungszentren abwandern.“

Magazin: „Wie sieht es mit ausländischen Arbeitskräften aus?“

Klaus Schülein: „Bei uns arbeiten Menschen aus vielen unterschiedlichen Ländern wie Kroatien, Ungarn oder Rumänien. Die meisten finden den Weg über Zeitarbeitsfirmen in unser Unternehmen. Das ist eine gute Möglichkeit, die Menschen kennen zu lernen und anschließend in ein festes Arbeitsverhältnis zu übernehmen. Bei den weichen Faktoren helfen wir gerne mit. Ein ausländisches Ehepaar war auf Wohnungssuche, bekam aber ohne Arbeit keine Wohnung und ohne Wohnung keine Arbeit – ein Teufelskreis. Wir wollten beide gerne als Arbeitskräfte gewinnen und haben deshalb aktiv bei der Wohnungssuche geholfen – mit Erfolg! Sie sind heute noch von unserem Engagement begeistert und sehr dankbare und gute Mitarbeiter. Deshalb halten wir mittlerweile auch Augen und Ohren nach freiem Wohnraum in der Gegend offen.“

Magazin: „Wie ist Ihr Kontakt zu den Mitarbeitern?“

Klaus Schülein: „Der Kontakt zu meinen Mitarbeitern ist mir sehr wichtig, aufgrund der Unternehmensgröße aber leider nicht immer möglich. Mein Sohn Philipp ist vor kurzem bei REHART eingestiegen. Um Firma und Abläufe von Grund auf kennenzulernen, arbeitet er derzeit aktiv in der Produktion mit. Sein enger Kontakt zu den Mitarbeitern ist eine wichtige Schnittstelle. Es ist erstaunlich, welche Einblicke und Informationen er aus erster Hand bekommt. Da ging in letzter Zeit manches verloren, was wir auf diesem Weg wieder auffangen wollen. Gute Ideen greifen wir natürlich gerne auf und setzen sie auch soweit möglich um.“

Magazin: „Wo wird REHART in zehn Jahren stehen?“

Klaus Schülein: „Da bin ich – aller Wahrscheinlichkeit nach – nicht mehr mit im Boot. Aber es wird sich mit Sicherheit einiges verändern. Wir wissen schon heute, dass der Boom in der Baubranche in spätestens drei bis vier Jahren abflauen wird. Damit sinkt der Bedarf an Baumaterial. Das werden unsere Kunden aus der Ziegelindustrie und auch wir deutlich spüren. Wir als REHARTGROUP hoffen mit unseren Standbeinen in der Wasserkraft, Abwassertechnik und weiteren Bereichen gut gewappnet zu sein. Unseren fast chronischen Platzmangel wollen wir in naher Zukunft beseitigen, wozu wir bereits weiteren Grund in Ehingen gekauft haben. Für schwere Tätigkeiten, wie Schweißen und Schleifen, finden wir immer schwieriger Arbeitskräfte, deshalb arbeiten wir an Automatisierungslösungen mit Robotern. Wir sind dazu bereits in Kontakt mit Roboterherstellern, aber die Umsetzung ist sehr anspruchsvoll. Trotz aller technischen Veränderungen und Verbesserungen wird es meiner Meinung nach aber auch für den zukünftigen Erfolg der REHARTGROUP absolut notwendig bleiben, nah am Kunden zu sein, seine Bedürfnisse und Probleme zu verstehen und ihm dafür qualitativ hochwertige Lösungen anzubieten.“

Bildnachweis: REHARTGROUP, BLMAG

Quelle: Business Lounge Magazin